Fahrrad‑Ratgeber: Welcher Reifen passt zu meiner Felge? (mit Tabelle)

Fahrrad‑Ratgeber: Welcher Reifen passt zu meiner Felge? (Tabelle)

Lesedauer: ca. 12–14 Minuten

Kurzzusammenfassung: Dieser Ratgeber erklärt, wie du die Innenweite deiner Felge korrekt misst, wie du den Felgendurchmesser (BSD) sicher bestimmst und welche Reifenbreiten (ETRTO) zu welchen Felgen-Innenbreiten passen. Eine große Tabelle zeigt dir kompatible Kombinationen nach Durchmesser-Klassen (20″, 24″, 26″, 27,5″/650B, 28″/700C/29″). Dazu erhältst du Faustregeln, Hinweise zu Sicherheit, Komfort, Reifendruck und Rahmen‑/Schutzblechfreiheit – damit du schnell den passenden Fahrradreifen findest.

Warum Reifen‑/Felgen‑Kompatibilität wichtig ist

Reifen und Felge bilden ein System. Stimmen Reifenbreite, Felgen-Innenweite und Durchmesser (BSD) nicht zusammen, leidet nicht nur die Montage, sondern vor allem Sicherheit und Fahrverhalten. Ein zu schmaler Reifen auf breiter Felge kann unkontrolliert „kantig“ werden, während ein zu breiter Reifen auf schmaler Felge zum „Walken“ neigt, Kurvenhalt verliert oder bei niedrigerem Druck zum Burping (bei Tubeless) tendiert.

Die richtige Kombination bringt stabilen Sitz, vorhersehbares Lenkverhalten, gute Dichtheit (tubeless) und optimale Aufstandsfläche. Ob City, Trekking, Gravel, MTB, Road oder Lastenrad – die Grundprinzipien sind gleich, die idealen Bereiche unterscheiden sich je nach Einsatz.

Wichtige Begriffe kurz erklärt (ETRTO, Innenweite, BSD)

  • ETRTO‑Maß: Internationaler Standard, der Reifenbreite und Bead Seat Diameter (BSD) in mm angibt, z. B. 40‑622 (= ~40 mm Reifenbreite für 622 mm Felgen-BSD, also 28″/700C/29er).
  • Felgen‑Innenweite (IW): Der lichte Abstand zwischen den Felgenhörnern, dort wo die Reifenwülste sitzen. Wird in mm gemessen (z. B. 17, 19, 21, 23, 25 mm ...).
  • BSD / Bead Seat Diameter: Der Sitzdurchmesser der Reifenwulst auf der Felge in mm. Häufige Werte: 406 (=20″), 507 (=24″), 559 (=26″), 584 (=27,5″/650B), 622 (=28″/700C/29″).
  • Reifenbreite (tatsächlich): Kann je nach Felgen-Innenweite und Reifendruck von der Nennbreite abweichen (auf breiter Felge wird derselbe Reifen messbar breiter).

Felge richtig messen: Innenweite & BSD (Schritt‑für‑Schritt)

1) Innenweite messen (entscheidend für die passende Reifenbreite)

  1. Baue – wenn möglich – den Reifen ab, damit du freien Blick auf das Felgenbett hast.
  2. Verwende eine Schieblehre (Messschieber). Miss den Innenabstand zwischen den beiden Felgenhörnern dort, wo später die Reifenwülste sitzen. Nicht am Außenmaß messen!
  3. Miss an zwei bis drei Stellen und bilde einen Mittelwert. Fertigungstoleranzen oder Lackschichten können minimal variieren.
  4. Notiere den Wert in mm: z. B. 19 mm – das ist deine Felgen‑Innenweite.

2) BSD bestimmen (Durchmesser richtig zuordnen)

Der BSD ist häufig bereits auf der Felge eingeprägt/aufgedruckt (ETRTO‑Angabe der Felge) oder auf dem Reifen zu finden (zweite Zahl, z. B. 40‑622 → BSD 622). Falls du messen musst:

  1. Miss den Durchmesser an den Felgenhörnern (nicht am Außenrand). Das ist tricky – nutze eine Maßband‑Schablone oder einen großen Messzirkel.
  2. Orientierung: 406 (20″), 507 (24″), 559 (26″), 584 (27,5″), 622 (28″/700C/29″).
  3. Stimme den Wert mit der ETRTO‑Angabe auf dem Reifen ab – beide müssen denselben BSD haben.

3) Rahmen‑ und Schutzblechfreiheit prüfen

  • Prüfe rundum mindestens 3–5 mm (besser mehr) Freigang zu Gabel, Sitzstreben, Kettenstreben, Schutzblechen und Anbauteilen.
  • Beachte: Auf breiterer Felge steht derselbe Reifen etwas breiter und flacher → er füllt den Raum stärker aus.
  • Bei Scheibenbremsen ggf. auch Bremszangen‑ und Leitungsfreiheit beachten.

Faustregeln & Richtwerte für die Reifenwahl

  • Verhältnis-Regel: Die Reifenbreite sollte ungefähr 1,4× bis 2,0× der Felgen‑Innenweite betragen. Beispiel: 19 mm IW → Reifen ideal ~27–38 mm, praktikabel oft bis ~45 mm je nach Einsatz.
  • Komfort vs. Präzision: Breitere Reifen auf breiteren Felgen = mehr Komfort & Grip (geringerer Druck möglich). Schmal-breit‑Kombinationen können zu schwammigem Lenkverhalten führen.
  • Tubeless‑Toleranzen: Für Tubeless empfiehlt sich meist eine etwas breitere Felge relativ zur Reifenbreite für guten Sitz und Dichtlippe.
  • Druckbereiche beachten: Hersteller‑Maxima nicht überschreiten. Größere Innenweite → bei gleicher Reifenbreite häufig etwas niedrigere Drucke fahrbar.
  • Einsatzspezifisch denken: City/Trekking eher mittlere Breiten, Gravel breiter, MTB noch breiter; Lastenrad/E‑Bike: verstärkte Karkassen & ausreichend Volumen.

Große Kompatibilitäts‑Tabelle: Reifenbreite ↔ Felgen‑Innenweite ↔ Durchmesser

Die folgende Tabelle dient als praxisnahe Orientierung. Sie bündelt gängige Kombinationen nach Felgendurchmesser (BSD) und Felgen‑Innenweite. Innerhalb der Bereiche kann je nach Fahrstil, Systemgewicht, Karkasse und Reifendruck variiert werden. Prüfe immer die Angaben der Hersteller zu Felge und Reifen.

Durchmesser (ETRTO BSD) Typische Felgen‑Innenweite (mm) Empfohlene Reifenbreiten (mm) — ETRTO‑Beispiele Typische Einsätze
20″ (406) 13–17 mm (schmal) · 17–23 mm (breiter) 28–50 mm (28‑406, 32‑406, 37‑406, 40‑406, 47‑406, 50‑406) Falträder, Kompakträder, Cargobikes (vorn)
24″ (507) 17–23 mm 32–57 mm (32‑507, 37‑507, 42‑507, 47‑507, 50‑507, 54‑507, 57‑507) City, Trekking, Jugendrad, leichte MTB‑Einsätze
26″ (559) 17–30 mm (je nach Einsatz) 32–64 mm (32‑559, 37‑559, 40‑559, 47‑559, 50‑559, 54‑559, 57‑559, 60‑559, 64‑559) City/Trekking (schmal) bis MTB/ATB (breit), Touren
27,5″ / 650B (584) 19–35 mm (Gravel/MTB/E‑MTB) 35–70 mm (35‑584, 40‑584, 45‑584, 50‑584, 54‑584, 57‑584, 60‑584, 65‑584, 70‑584) Gravel (breit), MTB, E‑MTB, Trail, Urban‑Plus
28″ / 700C / 29″ (622) 13–15 mm (Road), 17–25 mm (Allroad/Gravel), 25–35 mm (29er/Plus) 23–76 mm (23‑622, 25‑622, 28‑622, 30‑622, 32‑622, 35‑622, 38‑622, 40‑622, 45‑622, 47‑622, 50‑622, 55‑622, 60‑622, 65‑622, 70‑622, 75/76‑622) Rennrad, Allroad, Gravel, Trekking, 29er MTB, Bikepacking

Detailierte Zuordnung nach Felgen‑Innenweite (alle Durchmesser)

Die nachfolgende Matrix ordnet Felgen‑Innenweiten (IW) konkreten Reifenbreiten‑Spannen zu. Gültig durchmesserunabhängig, solange BSD von Reifen und Felge identisch ist (z. B. 40‑622 Reifenkombination nur auf 622er Felge!).

Felgen‑Innenweite (mm) Empfohlene Reifenbreite (mm) Typische ETRTO‑Beispiele Einsatzfelder
13–15 23–32 23/25/28/30/32‑622; 28/32‑406 etc. Rennrad, schnelle City, leichtes Trekking
17–19 28–47 (bis ~50 möglich) 30/32/35/38/40/45/47‑622; 37/40/47‑559; 35/40/45‑584 City, Trekking, Allroad, frühes Gravel
21–23 35–57 35/38/40/45/50/54/57‑622/584/559 je nach BSD Komfort‑Trekking, Gravel breit, XC/Trail‑MTB schmal
25–27 45–65 45/47/50/55/60/65‑622/584/559 Gravel plus, Urban plus, 29er/27,5" Allround
30–35 55–76 (bis 80 je nach Freigabe) 57/60/65/70/75/76‑622/584 29er/27,5" MTB, E‑MTB, Trail/Enduro, Bikepacking‑Plus

Hinweis: Für sehr breite Felgen (>35 mm IW) oder Fatbikes gelten nochmals eigene Bereiche. Prüfe hier unbedingt die Herstellerfreigaben.

Sicherheit, Fahrverhalten & Luftdruck

Die gewählte Kombination beeinflusst das Fahrgefühl stark. Einige Leitplanken helfen bei der Feinabstimmung:

  • Stabiler Sitz: Reifen muss sauber „einrasten“ (Wulstlinie ringsum prüfen). Bei Tubeless: saubere Dichtlippe, Schnappgeräusch beim Setzen, Dichtmilchmenge beachten.
  • Lenkpräzision: Zu schmale Felge mit sehr breitem Reifen kann zu Walken in Kurven führen – unsaubere Linie, Schwammigkeit.
  • Komfort & Traktion: Breiter Reifen auf passender Felge kann mit weniger Druck gefahren werden → mehr Komfort & Grip, aber achte auf Durchschlagschutz.
  • Reifendruck: Starte innerhalb der Hersteller‑Empfehlung und justiere in 0,2–0,3 bar‑Schritten. Schwerere Fahrer/Lastenräder/E‑Bikes benötigen meist etwas mehr Druck.
  • Freigaben: Überschreite keine Maximaldrücke (stehen auf der Reifenflanke). Felgen mit Tubeless‑Humps unterstützen den Halt bei niedrigerem Druck.

Praxisbeispiele & Sonderfälle

City & Urban

Für Alltagsräder sind Felgen‑Innenweiten von 17–21 mm mit Reifenbreiten von 32–47 mm bewährt. Damit fährst du komfortabel, pannensicher und mit gutem Geradeauslauf. Reflexstreifen erhöhen die Sichtbarkeit, ein leichtes Profil genügt auf Asphalt.

Trekking & Tour

Mit Gepäck zählt Volumen und Pannenschutz. 19–23 mm IW und 40–55 mm Reifen bieten Reserven für unbefestigte Wege. Achte auf stabile Karkassen und ggf. verstärkte Seitenwände. Tubeless kann Pannenrate und Durchschläge reduzieren.

Gravel

Je nach Terrain 21–25 mm IW mit 38–50 mm Reifen (622 oder 584 BSD). Breitere Felgen geben dem Reifen mehr Stütze im Gelände, erlauben niedrigere Drücke und mehr Traktion. Profile: von Semi‑Slick (hart) bis grob (loser Untergrund).

MTB / 29er / 27,5″

Heute üblich sind 25–35 mm IW. Für XC: 2,1–2,35″ (~54–60 mm), Trail/AM: 2,35–2,6″ (~60–66 mm). Breitere „Plus“‑Setups 2,6–3,0″ benötigen 30–40 mm IW. Prüfe Gabel/Hinterbau‑Clears.

E‑Bike & Lastenrad

Höhere Systemgewichte → robustere Karkassen und ausreichende Volumenreserve. Häufig 21–27 mm IW mit 50–65 mm Reifen (622/584/559). Achte auf e‑Bike‑Freigaben/Normen (z. B. ECE‑R75 für S‑Pedelec), erhöhte Lastfreigaben und passende Drücke.

Rennrad / Allroad

Moderne Rennradfelgen haben oft 19–23 mm IW. Trend geht zu 28–32 mm Reifen für Komfort und Effizienz. Allroad fährt 32–38 mm, teils 40 mm; aerodynamische Aspekte beachten (Reifen‑Außenbreite vs. Felgen‑Außenbreite).

Schmale Rahmen / Schutzbleche

Wenn wenig Platz vorhanden ist, orientiere dich im unteren Bereich der empfohlenen Breite und prüfe real montierte Breite (kann 1–3 mm über Nennmaß liegen). Notfalls alternative Schutzblechstreben/Befestigungen nutzen.

Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest

  • BSD‑Mismatch: 40‑622 Reifen auf 584‑Felge montieren wollen – das passt nicht. Immer beide Zahlen der ETRTO prüfen.
  • Innenweite ignoriert: Zu breiter Reifen auf schmaler Felge führt zu „Birnenform“, unsauberem Handling und erhöhter Burp‑Gefahr (tubeless).
  • Zu wenig Freigang: Reifen schleift am Rahmen/Schutzblech – lauter Verschleiß & Sicherheitsrisiko.
  • Maximaldruck überschritten: Felge/Reifen sind dafür nicht ausgelegt → Risiko für Blow‑Off.
  • Einseitig gemessen: Nur eine Stelle prüft selten Fertigungstoleranzen. Immer 2–3 Stellen messen.

Kaufberatung: Checkliste vor dem Kauf

  1. Felgen‑Innenweite mit Schieblehre bestimmen (Mittelwert bilden).
  2. BSD der Felge/Reifen prüfen (z. B. 622/584/559/507/406).
  3. Rahmenfreiheit ringsum checken (3–5 mm+).
  4. Einsatz & Komfort festlegen: City/Trekking/Gravel/MTB/Road/Lastenrad.
  5. Karkasse/Pannenschutz wählen (Verstärkungen für E‑Bike/Lastenrad).
  6. Tubeless‑Plan? Felgen‑/Reifen‑Freigabe prüfen, Dichtmilch & Ventile besorgen.
  7. Druckbereich beachten und Pumpe/Manometer parat haben.

FAQ: Häufige Fragen

Wie wirkt sich eine breitere Felge auf die reale Reifenbreite aus?

Auf einer breiteren Felge spannt sich der Reifen weiter auf und misst real 1–3 mm (oder mehr) breiter. Das erhöht seitliche Stützung und Traktion, kann aber die Rahmenfreiheit verringern.

Kann ich einen 40‑mm Reifen auf 13‑mm Felge fahren?

Das liegt außerhalb der empfohlenen 1,4–2,0×-Regel (13 mm × 2 = 26 mm). Solche Kombinationen sind nicht ratsam: Das Handling wird schwammig, die Wulst kann schlechter halten.

Wie wähle ich die Breite fürs Tubeless‑Setup?

Orientiere dich eher im mittleren bis oberen Bereich der zulässigen Reifenbreite für die gegebene Innenweite. So entsteht eine stabile Dichtlippe, und du kannst etwas niedriger fahren, ohne Burps zu riskieren.

Welche Rolle spielt das Systemgewicht (Fahrer + Rad + Gepäck)?

Je höher das Gewicht, desto wichtiger werden Volumen, stabile Karkassen und korrekter Luftdruck. Bei Lastenrädern und E‑Bikes eher robustere Reifen mit erhöhter Traglast wählen.

Was bedeuten 700C, 29″ und 28″ – ist das dasselbe?

Im Alltag meist ja: Alle beziehen sich in der Regel auf BSD 622. Unterschiede entstehen durch Reifenhöhe/‑breite. Im Zweifel immer die ETRTO‑Zahl (z. B. 40‑622) heranziehen.

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Fazit

Die passende Kombination aus Reifenbreite, Felgen‑Innenweite und BSD ist die Basis für Sicherheit, Komfort und Fahreffizienz. Miss deine Felge sorgfältig, nutze die 1,4–2,0×‑Faustregel, prüfe Rahmenfreiheit und wähle je nach Einsatz die passende Karkasse. Unsere Tabelle bietet dir eine schnelle Orientierung – die finale Entscheidung trifft du mit Blick auf Herstellerfreigaben und dein persönliches Fahrprofil.

Wenn du willst, helfen wir dir gern bei der Auswahl: Teile uns Innenweite, BSD und gewünschten Einsatzbereich mit – und wir empfehlen dir konkrete Reifenmodelle.

© Fahrrad‑Reifen24.de · Aktualisiert: Oktober 2025 · Kategorien: Ratgeber, Reifen‑&Felgen‑Wissen

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