Winterreifen fürs Fahrrad – mehr Sicherheit bei Eis & Schnee (2025)
Stand: September 2025 | Lesedauer: ca. 12–14 Minuten
Wer im Winter regelmäßig Fahrrad fährt, kennt das Problem: Glatte Straßen, Matsch, Schneematsch (Slush) und vereiste Stellen machen die tägliche Fahrt schnell zur Rutschpartie. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Winterreifen fürs Fahrrad – je nach Revier auch mit Spikes – gewinnst du deutlich mehr Grip, Kontrolle und Bremsstabilität. In diesem umfangreichen Ratgeber erfährst du, welche Winterreifen passen, wann Spikes sinnvoll sind, wie du den Luftdruck optimal einstellst, was die StVZO dazu sagt, und wie du deine Reifen montierst, pflegst und über den Sommer lagerst.
Warum spezielle Winterreifen am Fahrrad?
Winterreifen unterscheiden sich in Gummimischung, Profil und (bei Spikes) Einlagen deutlich von klassischen Alltagsreifen:
- Weichere Gummimischungen bleiben bei Kälte elastisch und bieten besseren Reibschluss.
- Tiefere, offenere Profile räumen Matsch besser ab und greifen in Schnee.
- Feine Lamellen (ähnlich PKW-Winterreifen) erhöhen die Kantenhaftung auf festgefahrenem Schnee.
- Stahl- oder Hartmetallspikes krallen sich in Eisflächen – der größte Sicherheitsgewinn auf blankem Eis.
Ergebnis: Kürzere Bremswege, kontrollierteres Anfahren, stabilere Kurven – und damit eine real spürbare Risikoreduktion im Winteralltag.
Winterreifen vs. Spikereifen – was passt zu deinen Bedingungen?
Nicht jede Region braucht Spikes. Entscheidend sind Temperaturverlauf, Glättehäufigkeit und deine Streckencharakteristik (Stadt, Land, Radweg, Wald).
Winterreifen ohne Spikes
- Ideal bei Temperaturen um 0 bis -5 °C, wechselhaftem Wetter, überwiegend nassem Asphalt und Schneematsch.
- Merkmale: Weiche Mischung, lamelliertes Profil, meist breiter als Sommerreifen.
- Vorteil: Leiser, laufruhiger und leichter als Spikereifen, geringer Rollwiderstand.
Spikereifen (mit Stahl-/Hartmetallspikes)
- Ideal bei anhaltender Kälte, vereisten Radwegen, Schneefahrbahnen, Frost über Tage und hängenden Passagen.
- Merkmale: 60–400 Spikes pro Reifen (je nach Breite/Modell), robustes Karkassen-Design.
- Vorteil: Überragende Traktion auf blankem Eis. Der Sicherheitsgewinn ist spürbar.
- Nachteil: Höherer Rollwiderstand, Gewicht, Geräusch – auf blankem Asphalt nicht ideal.
Praxis-Tipp
Fährst du meist Stadtstrecken, die zügig geräumt sind, reichen oft gute Winterreifen ohne Spikes. Hast du regelmäßig vereiste Abschnitte (Brücken, schattige Waldwege), sind Spikes eine lohnende Sicherheitsinvestition.
Breite, Durchmesser & ETRTO – die richtige Größe finden
Für die Größenwahl hilft die ETRTO-Angabe (z. B. 37-622
). Die erste Zahl steht für die Breite in mm, die zweite für den Felgendurchmesser (622 = 28"/700C). Im Winter gilt: etwas breiter bringt mehr Auflagefläche und Traktion – sofern Rahmen/Fenderfreiheit es erlauben.
Einsatz | Typische Größe (ETRTO) | Hinweise |
---|---|---|
Stadt / Trekking | 37–47 - 622 (28") | Breiter für Grip; Fenderfreiheit prüfen. |
Gravel | 35–45 - 622 (700C) / 40–50 - 584 (650B) | Lamellenprofil, ggf. leichte Spikes. |
MTB (XC/Trail) | 50–60 - 584 (27,5") / 50–60 - 622 (29") | Grobstollen, evtl. Spikes front. |
Rennrad (mit Clearance) | 28–32 - 622 (700C) | Lamellenprofil; Spikes selten passend. |
Wichtig: Gerade bei Spikes ist ausreichender Platz zu Gabel, Kettenstrebe und Schutzblechen nötig. Prüfe vorab mindestens 3–5 mm Reserve je Seite (bei Schnee besser mehr).
Wie viele Spikes brauche ich?
Die Anzahl der Spikes beeinflusst Grip, Rollwiderstand und Gewicht.
- 60–120 Spikes: leichter, ruhiger Lauf – gut für Stadt mit gelegentlichen Eisstellen.
- 180–240 Spikes: Allround-Winter – solide Eis-Performance bei akzeptablem Widerstand.
- 300–400 Spikes: Maximale Traktion für häufiges Eis/Schnee, Offroad, Anstiege.
Für Pendler reicht oft ein Allround-Spikereifen (ca. 180–240 Spikes). Wer regelmäßig über vereiste Radwege muss, greift zu höher bestückten Modellen.
Der richtige Luftdruck im Winter
Kälte senkt den Reifendruck. Gleichzeitig gilt: Etwas weniger Druck = mehr Auflagefläche = mehr Grip – aber zu wenig Druck erhöht Pannenrisiko und Walkarbeit.
Reifentyp | Richtwert (70–80 kg Systemgewicht) | Hinweis Winter |
---|---|---|
Stadt/Trekking 37–47 mm | 3,0–4,0 bar | -0,3 bis -0,5 bar für Grip; Felgenkanten beachten. |
Gravel 35–45 mm | 2,2–3,0 bar | Etwas absenken bei Schnee/Slush. |
MTB 2,1–2,4" | 1,5–2,0 bar | Weich für Traktion, Snakebites vermeiden. |
Rennrad 28–32 mm | 4,5–6,0 bar | Nur leicht senken, Durchschläge drohen. |
Pro-Tipp: Miss den Druck in warmen Räumen. Draußen bei -5 °C ist er bereits niedriger. Nimm auf langen Fahrten eine Minipumpe mit Manometer mit.
Montage: So ziehst du Winter- und Spikereifen richtig auf
- Kompatibilität checken: Felgenbreite, Rahmenfreiheit, Schutzbleche, Bremsen (V-Brake/Disc).
- Schlauchgröße wählen: ETRTO passend zum Reifen (z. B. 37/47-622).
- Felgenband prüfen: Unversehrt und passend (High-Pressure-Band für höhere Drücke).
- Teilbefüllen: Schlauch dünn vorpumpen (Form halten, kein Einklemmen).
- Reifen ausrichten: Laufrichtung/Rotation beachten; Label zur Ventilposition ausrichten.
- Endkontrolle: Rundlauf, seitliche Freiheit, Spikekontakt zu Blechen checken.
- Einfahrphase bei Spikes: 30–50 km auf Asphalt mit mäßiger Geschwindigkeit, kein hartes Bremsen – so setzen sich Spikes.
Für E-Bikes (Pedelec) empfiehlt sich eine verstärkte Karkasse (E-Ready), da Systemgewicht & Drehmoment höher sind.
Rechtliches: Darf ich Spikes am Fahrrad fahren?
Für Fahrräder (inkl. Pedelecs bis 25 km/h) gibt es keine generelle Spike-Verbotsregel wie im Kfz-Bereich. Entscheidend ist, dass dein Bike StVZO-konform bleibt (Beleuchtung, Reflektoren usw.). Spikereifen können auf Asphalt Fahrbahnbeläge belasten – fahre vorausschauend und defensiv.
Hinweis: Für S-Pedelecs (>25 km/h) gelten Kraftrad-Regelungen – prüfe im Zweifel die Betriebserlaubnis/Herstellerangaben.
Pflege, Wartung & Lagerung
- Reinigung: Nach Salzfahrten mit Wasser abspülen, um Gummi/Spikes zu schonen.
- Inspektion: Auf Risse, Stollenabrisse, lockere Spikes prüfen; defekte Spikes ggf. ersetzen (Herstellerkits).
- Nachziehen: Luftdruck 1× wöchentlich prüfen, Kälteverluste einkalkulieren.
- Sommerlagerung: Kühl, dunkel, trocken; Druck reduzieren (ca. 1–2 bar) – Reifen aufhängen oder liegend lagern.
- Rotation: Bei ungleichmäßiger Abnutzung Vorder-/Hinterrad tauschen (ohne Laufrichtungswechsel, falls vorgegeben).
Fehler, die du vermeiden solltest
- Zu hohe Drücke auf Schnee/Eis – weniger Kontaktfläche, längere Bremswege.
- Zu niedrige Drücke – Snakebites, Walken, Felgenkontakt, instabiles Handling.
- Keine Einfahrphase bei Spikereifen – Spikes können ausreißen.
- Zu enge Schutzbleche – Schneestau, Schleifgeräusche; Abstandshalter nutzen.
- Fehlende Sichtbarkeit – im Winter immer mit funktionierendem Licht und Reflektoren fahren.
Kaufberatung: So findest du den passenden Winterreifen
Achte beim Kauf auf folgende Kriterien:
- Einsatzprofil: Stadt, Pendeln, Gravel, MTB? (Profil + Spikezahl danach wählen)
- Breite & Clearance: Was passt in Rahmen/Gabel inkl. Schutzblechen?
- Gummimischung & Lamellen: Für Kälte optimiert, guter Nassgrip.
- Pannenschutz: Zusätzliche Einlagen (z. B. Breaker-Lagen) für Salz/Schmutz-Risiko.
- E-Ready / ECE: Für Pedelec-Fahrer sinnvoll; Tragfähigkeit beachten.
- Gewicht & Rollwiderstand: Spikes = sicherer auf Eis, aber schwerer/lauter.
- Preis-Leistung: Winterreifen sind länger nutzbar, wenn du sie richtig lagerst – Investition rechnet sich oft über mehrere Saisons.
Tipp: Auf fahrrad-reifen24.de findest du eine Auswahl an Winter- & Spikereifen sowie passenden Schläuchen für City, Trekking, Gravel und MTB.
Empfohlene Setups nach Fahrprofil
Pendler in der Stadt (geräumte Wege, gelegentliche Glätte)
- Reifen: 37–42 mm Winterreifen ohne Spikes, lamelliertes Profil, guter Pannenschutz.
- Druck: Eher moderat (z. B. 3,0–3,5 bar bei 40 mm).
- Extras: Schutzbleche mit großem Lappen, helle Beleuchtung, reflektierende Seitenwände.
Umland/Überland (Eisstellen, Landstraßen, Brücken)
- Reifen: 40–47 mm, Spikes 180–240.
- Druck: Leicht reduziert für Grip, aber nicht schwammig.
- Extras: Warm-up vorsichtig, Bremswege einkalkulieren.
Gravel & Waldwege (Schnee, gefrorene Forstwege)
- Reifen: 38–45 mm 700C oder 40–50 mm 650B, grobes Profil, optional Spike-Front.
- Druck: Niedriger für Traktion (2,2–2,6 bar je nach Gewicht/Untergrund).
- Extras: Tubeless möglich (Dichtmilch frosttauglich wählen), Seitenwandschutz.
MTB (Trail/All-Mountain, Schnee & Eis)
- Reifen: 2,25–2,4" mit hohen Stollen; bei Eis Spikes vorn (und ggf. hinten).
- Druck: 1,4–1,9 bar (Systemgewicht beachten).
- Extras: Bremsbeläge für Nässe, Antriebsstrang regelmäßig entfetten & neu schmieren.
Spikereifen einfahren, nutzen, reparieren
Einfahren: 30–50 km auf Asphalt, nicht hart beschleunigen/bremsen, Speed moderat – so setzen sich Spikes fest. Nutzung: Auf Eis & Schnee hervorragend, auf trockenem Asphalt lauter und schwerer. Reparatur: Einzelne verlorene Spikes lassen sich bei vielen Modellen nachrüsten (Hersteller-Kits).
Schläuche & Tubeless im Winter
- Butyl-Schläuche: Unkompliziert, druckstabil, weit verbreitet – guter Standard.
- Latex-Schläuche: Weich, komfortabel, aber druckverlustanfälliger – im Winter weniger populär.
- Tubeless: Guter Pannenschutz bei Dornen/Spänen, niedriger Druck möglich. Wichtig: frosttaugliche Dichtmilch verwenden und häufiger kontrollieren.
Größere Reifenbreite + Tubeless + lamelliertes Profil ist für viele Gravel-/MTB-Pendler ein sehr sicherer Wintermix.
Checkliste vor der ersten Winterfahrt
- Reifengröße/Freigängigkeit geprüft (inkl. Schutzbleche)?
- Spikes eingefahren und Sitz kontrolliert?
- Luftdruck wintergerecht eingestellt?
- Beleuchtung gemäß StVZO funktionsfähig?
- Warme Handschuhe, Überschuhe & reflektierende Kleidung vorhanden?
- Minipumpe, Flickzeug/Reserve-Schlauch im Gepäck?
FAQ – Häufige Fragen zu Winter- & Spikereifen
- Sind Spikereifen am Fahrrad erlaubt?
- Ja, für Fahrräder und Pedelecs bis 25 km/h grundsätzlich erlaubt. Achte auf StVZO-konforme Beleuchtung/Reflektoren.
- Wie laut und schwer sind Spikereifen?
- Auf Asphalt hörbar und schwerer als Standardreifen. Auf Eis/Schnee überwiegt der Sicherheitsvorteil deutlich.
- Wie lange halten Spikes?
- Je nach Nutzung mehrere Saisons. Verlorene Spikes lassen sich bei vielen Modellen nachrüsten.
- Front oder beide Räder mit Spikes?
- Nur vorne bringt bereits viel Lenk- und Bremsstabilität. Für maximale Traktion: vorne und hinten.
- Welchen Luftdruck im Winter?
- Leicht reduziert für mehr Grip (siehe Tabelle). Nicht zu weich fahren – Pannengefahr beachten.
Fazit: Sicher durch den Winter
Mit den passenden Winterreifen – und wo nötig Spikereifen – fährst du auch bei Kälte, Schneematsch und Eis deutlich sicherer. Achte auf die korrekte Breite, genügend Rahmenfreiheit, den wintergerechten Luftdruck sowie Pflege & Lagerung.
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